Kieferorthopädische Prävention und Prophylaxe

wie Sie Zahn- und Kieferfehlstellungen bei Ihrem Kind vermeiden helfen

 

Atmung, Ernährung, Bewegung, geregelte Lebensführung, Zuwendung und Liebe sind für die gesunde Entwicklung Ihres Kindes lebenswichtig. Hier greift die kieferorthopädische Prophylaxe mit an, um bei Kindern rechtzeitig Fehlfunktionen auszuschalten und Folgeschäden zu verhindern.

 

Zahnfehlstellung und Kieferanomalie

 

Wenn Zähne schief stehen oder sogar einzelne Kiefer eine falsche Lage zueinander haben, so sieht das ästhetisch nicht nur unschön aus, sondern weist für den Betroffenen meist auch funktionelle Beeinträchtigungen auf.

 

Mehr als 2/3 aller Zahnstellungs- und Kieferanomalien werden erst nach der Geburt erworben. Die Weichen hiefür werden bereits im Säuglings- und Kleinkindalter gestellt: Geburtstrauma, Lutschen an Daumen usw., unzweckmäßige Flaschensauger und zu langer Gebrauch von Nuckeln, zu spätes Absetzen der Flaschenernährung oder der Trinklernbecher, Mundatmung, Zuckerkonsum und vieles andere mehr.

 

Die entstehenden Zahn- und Kieferfehlbildungen bewirken ihrerseits gestörte Funktionen im Bereich der Atmung, des Kauens, des Schluckens, des Sprechens und des Verdauens.

 

Die Atmung sollte über die Nase erfolgen: durch häufige Erkältungen im Kleinkindalter gewöhnen sich viel Kinder an, durch den Mund zu atmen, auch wenn die Erkältung längst vorbei ist (Mundatmung). Dadurch erschlafft nicht nur die Mundmuskulatur, sondern die Zunge liegt ständig im Mundboden und nicht am Gaumen, was für eine gesunde Entwicklung des Oberkiefers notwendig ist. Häufigste Fehlentwicklungen sind dann der zu schmale Oberkiefer, der zu einem ein- oder beidseitigem Kreuzbiss führen kann.

 

Die Ernährung des Säuglings sollte über die Brust der Mutter erfolgen: Jeder sollte wissen, dass Stillen immer „das Beste" für den Säugling ist, denn es wird die Zungen-, Lippen- und Gesichtsmuskulatur trainiert, was für das spätere richtige Sprechen wichtig ist. Ebenso wird die Gaumen-, Gebiss und die gesamte Gesichtsentwicklung positiv beeinflusst, die korrekte Zungenruhelage gefördert, damit das richtige Schlucken angebahnt und die Infektionsabwehr gestärkt wird. Stillen ist die Allergie- und Lutschprophylaxe. Auch ist Stillen für eine innige Mutter-Kind-Beziehung wichtig. Kiefergerechte Sauger und Nuckel haben ein großes Lippenschild, sowie einen flachen Übergang, der die Kiefer nicht so stark sperrt wie runde Sauger. Ballonförmige oder zu lange Sauger sollten keine Verwendung finden, da sie zu einer falschen Zungenlage und zu einem fehlerhaften Schlucken führen können.

 

Auch die zeitlich richtige Umstellung auf feste Nahrung, die mit dem Durchbruch der ersten Milchzähnchen erfolgen soll, ist eine prophylaktische Maßnahme. Der natürliche „Saugreflex" wird zum Ende des ersten Lebensjahres durch den „Kaureflex" abgelöst. Gesunde, möglichst schadstoffarme, vollwertige Lebensmittel sollten selbstverständlich sein. Weiterhin sollte das Kind zum Kauen erzogen werden und ab dem 6. Monat sollten Sie dem Baby einen Trinkbecher anbieten.

 

Bei der Frage, Daumen oder Nuckel muss ich sagen, dass beide die Kiefer bei entsprechendem Gebrauch verformen, aber der Nuckel das kleinere Übel darstellt, weil er eines Tages abgegeben werden kann. Lutschgewohnheiten, egal welcher Art, sollten bis zum 2. Geburtstag abgewöhnt sein, ansonsten können Zahnfehlstellungen wie Kreuzbiss, offener Biss und ähnliches entstehen.

 

Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch die Verbindung zwischen Biss, Wirbelsäule, Becken und Füßen. Ein Kreuzbiss führt nicht nur optisch zu einem schiefen Gesicht, sondern trägt sich über die Muskelkette fort bis in die Wirbelsäule und die Füße. Die Wirbelsäule reagiert ausgleichend und es entwickelt sich häufig eine Skoliose, Beckenschiefstand und andere orthopädische Befunde. Aber auch Migräne, Ohrgeräusche (Tinnitus) und anderes mehr kann ihre Ursache in einer Zahn- und Kieferfehlstellung haben.

 

Die Auswahl des Behandlungsgeräts in herausnehmbare Geräte oder feste Spangen (selbstligierende Brackets, unsichtbare Brackets, Standard Brackets) richtet sich nach dem Alter des Patienten und der Zahnfehlstellung. In unserer patientenbezogenen Behandlungsweise nimmt die Bionatortherapie nach Prof. Balters eine wichtige Rolle ein.

 

Starker Konsum von Haushaltszucker macht nicht nur zahnlos und fett, überfordert leicht die Bauchspeicheldrüse (spätere Zuckerkrankheit), sondern steigert auch die Anfälligkeit für Infekte, egal ob als Süßigkeit, Cola, Mixgetränk, süßer Sprudel, Zuckersäfte (Nektar und Frucktsaftgetränke sind mit viel Zucker haltbar gemacht; Zuckerersatzstoffe sind aber keine Alternative) oder Zuckertee verabreicht. Vermeiden Sie Dauernuckeln am Fläschchen - auch mit nicht Zuckergetränken - denn es deformiert die Zahnstellung.

 

Bleibt Karies der Milchzähne unbehandelt oder gehen Milchzähne vorzeitig verloren, kommt es häufig zu Wanderungen der benachbarten Zähne zur Lücke hin. Damit geht der Platz für den bleibenden Nachfolger verloren.

 

Bei vorzeitigem Verlust von Milchzähnen bieten sich kleine kieferorthopädische Maßnahmen wie Platzhalter an, um das Aufwandern der Sechsjahrmolaren zu verhindern. Dem kleinen Patienten kann so mit einfachen Mitteln geholfen werden. Wenn sich eine Zahnfehlstellung nicht bis zum vierten Lebensjahr von alleine korrigiert, kann eine kieferorthopädische Frühbehandlung schon im Milchgebiss notwendig werden, um richtiges Abbeißen und Kauen zu ermöglichen, zur Verbesserung der Aussprache gestörter S- und Z-Laute und um die Übertragung der Fehlentwicklung auf das bleibende Gebiss zu vermeiden.

 

Der erste Besuch beim Kieferorthopäden sollte mit vier Jahren erfolgen. Kieferorthopädische Früherkennung und -behandlung helfen Ihrem Kind mit geraden und gesunden Zähnen groß zu werden. Häufig wird dadurch später eine aufwändigere Behandlung im bleibenden Gebiss mit der Entfernung von bleibenden Zähnen vermieden.

 

 

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